Donnerstag, 29. November 2012

Mercy, Mercy

Im dänischen Fernsehen wurde dieser Tage ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm über eine gescheiterte Adoption aus Äthiopien ausgestrahlt, der im Land eine hitzige Diskussion entfachte. Mittlerweile haben die Adoptiveltern Polizeischutz beantragt.

"Mercy Mercy" erzählt eine wahre Geschichte einer Adoption von beiden Seiten, der äthiopischen und der dänischen Familie. Die Filmemacherin folgt den Familien über mehr als drei Jahre und stellt fest, dass für beiden Seiten die Adoption scheitert. Die leiblichen Eltern in Äthiopien sind mit dem HIV Virus infiziert und beschließen ihre Kinder abzugeben. Sie leiden in den folgenden Jahren unter ihrer Entscheidung, teils weil es ihnen gesundheitlich ganz gut geht, teils weil sie keine Nachrichten von ihren Kindern erhalten. Die dänischen Adoptiveltern sind mit dem älteren Mädchen überfordert und geben es in ein Heim. Die Ironie der Geschichte ist, dass das adoptierte Kind viel unnötiges Leid erleben musste und letztlich ein Schicksal erfuhr, vor dem es seine leiblichen Eltern bewahren wollten. Der Filmemacherin geht es darum zu zeigen, dass ein Teil der Adoptionsindustrie kommerzielle Interessen über menschliche Bedürfnisse stellt und unschuldige Kinder Opfer eines absurden Marktmechanismus werden.

Wenn man den bislang spärlichen Berichten über den Film folgt, dann sind die Kinder unmittelbar aus der leiblichen Familie in die Adoption überführt worden. Warum sie zu dem Zeitpunkt adoptionsbedürftig waren, dürfte heftig umstritten sein. Tatsache ist, dass viele äthiopische Adoptivkinder Halbwaisen sind und zumindest ein Elternteil haben, bei dem sie aufwachsen könnten. Den Eltern fehlt es in der Regel an Unterstützung. Eine Aidsinfizierung ist schon lange kein Todesurteil mehr und das Auseinanderreißen einer intakten Familie aufgrund einer Diagnose ist der eigentliche Skandal.

Der Skandal in Dänemark basiert jedoch auf dem Scheitern der Adoptivfamilie. Die Adoptiveltern kommen mit dem älteren Mädchen nicht zurecht. In einem Filmausschnitt sieht man, wie das weinende Mädchen sich an die Adoptivmutter schmiegt, die ihm mit versteinerten Gesicht die Tränen trocknet. Nach einem Zeitungsbericht bereuen die Eltern die Film nicht, weil sie so anderen Familien helfen würden. Sie fühlten sich mit ihren Problemen alleine gelassen.

Die Wut der dänischen Bevölkerung auf die Eltern ist nachvollziehbar. Erst adoptieren sie zwei Kinder aus einem fernen Land, die nicht wirklich eine neue Familie brauchten. Dann stellen sie sich auf die Traumatisierung ihres Kindes nicht ein sondern geben nach ein paar Jahren auf. Mit der zweiten Traumatisierung des älteren Kindes geht ein weiterer Schock für das jüngere Kind einher, das seine Schwester verliert. Und dann breiten sie das Ganze noch vor einer Kamera aus. Auch wenn die Abgabe des Kindes in bestimmten Konstellationen die einzige und damit beste Alternative sein kann, ist es mehr als naiv für die Veröffentlichung ihrer Geschichte Verständnis zu erwarten. Wie kann eine Familie im Überlebenskampf noch Zeit oder Energie für ein Kamerateam aufbringen?

Der Film kann potenziell eine wichtige Rolle in der Diskussion über die Probleme Internationaler Adoption spielen. Er legt den Finger gleich in mehrere Wunden: in die fehlende und mangelhafte Prüfung der Adoptionsbedürftigkeit vieler Kinder, in die Verharmlosung von Traumatisierung verlassener und abgegebener Kinder und die falschen Vorstellungen zukünftiger Adoptiveltern über ihre neue Familie. Ein mutiges Thema und ein potenziell wichtiger Film.*

* Ich habe den Film selbst nicht gesehen und kann daher nicht beurteilen, ob es auch ein guter Film ist. Alle Angaben beruhen auf Zeitungsberichten zum Film. 

Dienstag, 27. November 2012

Aufruf von AVAAZ: Gegen die Todestrafe für Homosexuelle in Uganda

Liebe Freundinnen und Freunde,

Das ugandische Parlament ist dabei ein brutales Gesetz zu 
verabschieden, das Homosexualität mit dem Tod bestrafen könnte. Wenn 

Sie dies tun, könnte Tausenden von Ugandern die Hinrichtung drohen -- 
einfach nur, weil sie homosexuell sind.

Wir haben schon einmal dabei geholfen, dieses Gesetz zu verhindern, 
und wir können es wieder tun. Nach einem massiven globalen Aufschrei 
im vergangenen Jahr hat der ugandische Präsident Museveni den 
Gesetzesfortschritt blockiert. Doch aufgrund der zunehmenden 
politischen Unruhen in Uganda hoffen religiöse Extremisten im 
Parlament, dass das Durcheinander und die Gewalt auf den Straßen die 
internationale Gemeinschaft von einem zweiten Versuch, dieses 
hasserfüllte Gesetz zu verabschieden, ablenken werden. Wir können 
ihnen zeigen, dass die Welt immer noch zuschaut.

Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lassen Sie uns in den nächsten 24 
Stunden 1 Million Stimmen gegen das ugandische Gesetz zur Todesstrafe 
für Homosexuelle sammeln -- wir werden sie an die Führung Ugandas und 
wichtige Länder mit Einfluss übergeben. Klicken Sie hier, um 
mitzumachen und leiten Sie diese E-Mail an alle weiter, die Sie kennen:

http://www.avaaz.org/de/uganda_stop_gay_death_law/?bdxVPbb&v=19480

In Uganda homosexuell zu sein ist jetzt schon gefährlich und 
furchterregend. Homosexuelle in Uganda werden regelmäßig belästigt und 
zusammengeschlagen, und vor wenigen Monaten ist der 
Homosexuellenaktivist David Kato (oben abgebildet), in seinem eigenen 
Haus brutal ermordet worden. Nun sind sie noch stärker von diesem 
drakonischen Gesetz bedroht, welches Menschen in 
gleichgeschlechtlichen Beziehungen mit lebenslanger Haft bestrafen 
könnte und ausserdem die Todesstrafe für "Serientäter" vorschreibt. 
Selbst Nichtregierungsorganisationen, die sich gegen die Verbreitung 
von HIV einsetzen, können unter diesem hasserfüllten Gesetz wegen 
"Förderung von Homosexualität" inhaftiert werden.

Im Moment herrschen in Uganda politische Unruhen -- das Parlament ist 
aufgrund fehlender Millionen von Hilfsgeldern in einen Skandal 
verwickelt. Diese Unruhen bieten religiösen Extremisten im Parlament 
eine ideale Gelegenheit, den zurückgestellte 
Anti-Homosexuellen-Gesetzesentwurf wieder hervorzuholen, und es als 
"Weihnachtsgeschenk" für Ugander zu verkaufen.

Präsident Museveni ist zuvor bereits von diesem Gesetzesentwurf 
abgerückt, nachdem internationale Druckausübung die Unterstützung für 
Uganda bedrohte. Lassen Sie uns eine millionenstarke Petition ins 
Leben rufen, um das Gesetz zur Todesstrafe für Homosexuelle noch 
einmal aufzuhalten und Menschenleben zu retten. Wir haben nur wenige 
Stunden -- unterzeichnen Sie jetzt und erzählen Sie Freunden und 
Familie davon:

http://www.avaaz.org/de/uganda_stop_gay_death_law/?bdxVPbb&v=19480

Letztes Mal wurde unsere weltweite Petition gegen die Todesstrafe für 
Homosexuelle dem Parlament überreicht und hat in den Nachrichten genug 

Druck ausgeübt, um das Gesetz monatelang zu blockieren. Als eine 
Boulevardzeitung 100 Namen, Photos und Adressen von verdächtigten 
Homosexuellen veröffentlichte, unterstützte Avaaz daraufhin einen 
Gerichtsprozess gegen die Zeitung und gewann! Gemeinsam sind wir immer 
wieder für die Homosexuellen in Uganda eingetreten -- nun brauchen sie 

uns mehr denn je.

Hoffnungsvoll und entschlossen,

Emma, Iain, Alice, Morgan, Brianna und der Rest des Avaaz Teams


SOURCES:

Afrikas Homosexuelle im Visier
http://www.nachhaltigkeit.org/201105056606/mensch-gesellschaft/hintergrund/afrikas-homosexuelle-im-visier

Homosexueller Aktivist in Uganda ermordet
http://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-homosexueller-aktivist-in-uganda-ermordet-1.1051883

Zeitung in Uganda outet Schwule
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,726573,00.htmlAvaaz.org ist 
ein 16 Millionen Menschen umfassendes, weltweites Kampagnennetzwerk, 
das sich zum Ziel gesetzt hat, den Einfluss der Ansichten und 
Wertvorstellungen aller Menschen, auf wichtige globale Entscheidungen 
durchzusetzen. ("Avaaz" bedeutet "Stimme" oder "Lied" in vielen 
Sprachen.) Avaaz Mitglieder gibt es in jedem Land der Erde; unser Team 
verteilt sich über 13 Länder und 4 Kontinente und arbeitet in 14 
verschiedenen Sprachen.Die Nachricht wurde an ug@bateau-ivre.de 
versandt. Um Ihre Adresse, Spracheinstellungen oder andere 
Informationen zu ändern, schreiben Sie uns auf info [@]t avaaz.org
Falls Sie diese Nachricht irrtümlicherweise erhalten haben oder es 
vorziehen, keine E-Mails von Avaaz zu erhalten, klicken Sie hier, um 
sich auszutragen:
https://secure.avaaz.org/act/?r=unsub&cl=2205641724&email=ug@bateau-ivre.de&b=2031&v=19480&lang=deUm Avaaz zu kontaktieren, antworten Sie bitte nicht auf diese E-Mail. Benutzen Sie stattdessen das Formular unter http://www.avaaz.org/de/contact. Sie erreichen uns telefonisch unter: +1 1-888-922-8229 
(USA).

Montag, 19. November 2012

Nicht lustig

Der 19.November ist von den Vereinten Nationen zum Welttoilettentag erklärt worden. Dass in vielen Ländern der Zugang zu Trink- und sauberem Brauchwasser ein Problem bedeutet, hat sich inzwischen wohl herumgesprochen. Dass z.B. in Äthiopien die Versorgung mit sanitären Anlagen, die diesen Namen auch verdienen, häufig mangelhaft ist, wissen nur wenige.
Nach Auskunft der Wasserstiftung e.V. gäbe es in Äthiopien eigentlich in den meisten Regionen genug brauchbares Wasser - aber das Grundwasser ist oft durch menschliche Fäkalien verunreinigt. Ein Thema, über das man dort nicht gern spricht. Und hier ist man geneigt, über einen Welttoilettentag Witze zu machen. Besser wäre es einmal mehr, wirklich hinzuschauen - auch dahin, wo es stinkt.

Samstag, 17. November 2012

Adoptierte aus Äthiopien berichten

In einem Bericht zur National Adoption Awareness Week berichten drei aus Äthiopien nach Australien adoptierte Erwachsene über ihre (positiven) Erfahrungen. Australien hat im Sommer beschlossen, das Adoptionsprogramm aufgrund von anhaltenden Unregelmäßigkeiten zu beenden. Die Adoptierten bedauern den Beschluss auch weil sie selbst gehofft hatten, Kinder aus Äthiopien adoptieren zu können.



Die heute 19jährige Kilkada wurde im Alter von 3 Jahren adoptiert. Ihre Mutter war damals erst 16 Jahre und viele ihrer Angehörigen waren schon an Aids gestorben. Kilkada glaubt, dass für sie die Adoption viele Vorteile hatte. Sie fühlt sich privilegiert für ein Leben, von dem sie in Äthiopien nicht hätte träumen können. Sie kann die Gründe der australischen Regierung für die Schließung des Adoptionsprogramms nicht verstehen.



 

Sonntag, 11. November 2012

Tritt Äthiopien der Haager Konvention bei?

Es mehren sich die Anzeichen, dass Äthiopien endlich dem  'Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Internationalen Adoption'  beitritt.
Darüber, warum dieser überfällige Schritt so lange gedauert hat, lässt sich nur spekulieren. Mit dem Beitritt zu einem völkerrechtlichen Vertrag geht ein Staat eine Selbstverpflichtung ein und gibt damit etwas von seiner Souveränität auf - vielleicht mag das einer der Gründe gewesen sein.

Die im vorigen Post aufgezählten Maßnahmen lassen vermuten, dass es diesmal ernst ist - und dass auch gleich daran gearbeitet wird, vertragliche Rechtsnorm und Rechtswirklichlickeit in Deckung zu bringen.

Also: hoffentlich nichts mit This is Africa (T.i.A., Blog v. 26.6.2011) - und das wäre wirklich zu begrüßen!

Samstag, 10. November 2012

Verschärfte Maßnahmen des äthiopischen Familienministeriums zur Bekämpfung von Missständen

Seitdem die Missstände in Adoptionsverfahren aus Äthiopien im Sommer 2009 bekannt wurden, gab es eine Reihe von Maßnahmen von Seiten der äthiopischen Regierung, um sie zu bekämpfen. In den letzten Wochen wurden weitere Schritte bekannt. Sie betreffen insbesondere die Sicherstellung des Kindeswohls nach der Vermittlung.

Zum einen verlängerte das äthiopische Familienministerium den Zeitraum, für den Adoptivfamilien jährliche Entwicklungsberichte schreiben müssen. War es bislang bis zum 15. Lebensjahr, wurde der Zeitraum auf das vollenendete 18. Lebensjahr erweitert.

Zeitgleich wurden zwei amerikanischen Vermittlungsstellen, International Adoption Guides und Adoption Advocates International die Lizenz vorläufig entzogen. Beide Vermittlungsstellen hatten Kinder in Familien vermittelt, in denen die Kinder später misshandelt wurden. Es gab im Laufe des letzten und diesen Jahres mehrere Berichte über Kindermisshandlungen in amerikanischen Adoptivfamilien, die in zumindest einem Fall zum Tod des Kindes führten.

Drittens hat das Familienministerium angekündigt, Delegationen in die Empfängerländer zu senden, um die Arbeit der Vermittlungsstellen vor Ort zu überprüfen. In den USA hat dies schon dazu geführt, dass sich 19 Vermittlungsstellen zusammen geschlossen haben, um die Delegation auf ihre Kosten in die USA zu bringen. Sie hatten nach einem Bericht des Wall Street Journals beim Justizministerium angefragt, ob eine Kostenübernahme gegen die amerikanischen Antikorruptionsgesetze verstossen würden, die eine finanzielle Zuwendung an ausländische Behördenmitarbeiter im Kontext von Geschäftsinteressen verbieten. Während die Finanzierung der Reise vom amerikanischen Justizministerium genehmigt wurde, stellt sich die Frage der Korruptionsanfälligkeit dieser Besuche natürlich dennoch. Vermittlungsstellen haben ein großes Interesse daran, es der Delegation während ihrer Dienstreise besonders gut gehen zu lassen, damit sie später bei der Verlängerung ihrer Lizenzen keine Probleme bekommen. Eine Übernahme der Kosten durch die Vermittlungsstellen ist daher keine gute Idee.

In diesem Kontext haben sich auch die Kosten für die Lizenzen von Vermittlungsstellen in diesem Jahr drastisch erhöht. Das äthiopische Familienministerium verlangt im Gegenzug für eine Lizenz eine Finanzierung von Schulprojekten. Die Finanzierung öffentlicher Aufgaben durch Vermittlungsstellen ist natürlich sehr problematisch, da auf beiden Seiten Abhängigkeiten entstehen: der äthiopische Staat macht sich in seiner Sozial- und Schulpolitik von den Zahlungen der Vermittlungsstellen abhängig und die Vermittlungsstellen kommen in die Gefahr für die Vermittlung von Kindern ein "Kopfgeld" bezahlen zu müssen. Auch das ist eine ungute Entwicklung und nicht im Sinne des Kindeswohls.

In jedem Fall werden Delegationen äthiopischer Behörden im nächsten Jahr auch nach Deutschland kommen. Sie werden ganz konkret auch Adoptivfamilien und adoptierte Kinder treffen wollen. Die Vermittlungsstellen müssen diese Treffen organisieren, um den Delegationen entgegen zu kommen. Man kann nur hoffen, dass bei diesen Treffen ein Dialog darüber entsteht, wie sich die Standards verbessern und Korruption eliminieren lässt, und nicht stattdessen die Delegationsreise als solche schon Bestandteil korrupter Praktiken sein wird.    

Freitag, 9. November 2012

Heinrich-Böll-Stiftung schließt Büro in Äthiopien

Der Kölner Stadtanzeiger berichtet, dass die Heinrich-Böll-Stifung sich zum Jahresende aus Äthiopien zurückzieht. Grund dafür sind die politischen Rahmenbedingungen und die sich verschärfende Gesetzeslage. Vorstandsmitglied Barbara Unmüßig erklärt: "Unser Auftrag, gemeinsam mit lokalen Partnern für Demokratie, Geschlechtergerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung einzutreten, ist nicht mehr erfüllbar.“
"Die Stiftung verwies auf die Einschränkung der Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit seit den umstrittenen Wahlen von 2005. Seit 2009 gilt in Äthiopien ein Gesetz, wonach nichtstaatliche Organisationen, die mehr als zehn Prozent ihrer Mittel aus dem Ausland erhalten, nicht in politisch heiklen Bereichen wie Menschenrechte, Frauenförderung oder Konflikte arbeiten dürfen.
Damit sei „ein neuer Höhepunkt der Einschränkung der Handlungsfreiheit der Zivilgesellschaft erreicht“worden, erklärte die Stiftung. Als weitere problematische Entwicklung nannte sie die massive Verfolgung von Journalisten und Oppositionspolitikern unter Berufung auf ein Anti-Terror-Gesetz.
„Die Auflösung der Präsenz der Stiftung in Äthiopien soll auch ein Zeichen des Protests gegen die fortschreitende Einschränkung von Bürgerrechten und demokratischer Entwicklung bedeuten“,erklärte Unmüßig. Seit dem Tod von Premierminister Meles Zenawi im August sei keine Neuausrichtung zu erkennen, die neue Regierung unter Hailemariam Desalegn habe sich zur Fortführung der von Meles geprägten Politik in allen Bereichen bekannt.
Niebel erklärte zu dem Rückzug aus Äthiopien, er bedauere die Entscheidung, respektiere sie aber auch. Die äthiopische Regierung habe trotz Meles' Zusage nicht die notwendigen Freiräume für die Zivilgesellschaft geschaffen. Er äußerte jedoch die Hoffnung, dass die Regierung unter dem neuen Premier darüber nachdenke und Taten folgen lasse. Bei seiner Äthiopien-Reise im Januar 2011 hatte Niebel von Meles nachdrücklich ungehinderte Arbeitsmöglichkeiten für die politischen Stiftungen gefordert. Unmüßig war damals Teil der Delegation.
Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung erwägt nach eigenen Angaben keinen Abzug aus Äthiopien. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung sind in Äthiopien nicht mit eigenen Büros vertreten. Das Büro der Böll-Stiftung in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba war im Januar 2006 eröffnet worden.

Mittwoch, 7. November 2012

Rassismus in Deutschland

Institutionalisierter Rassismus durch die Polizei und andere Behörden findet immer wieder statt und ist tiefer verankert, als wir glauben möchten.

Im Juli berichteten wir über die Kampagne gegen Racial Profiling durch die Polizei. In dem Fall hatte sich ein Reisender gegen gezielte Ausweiskontrollen der Polizei aufgrund seiner Hautfarbe gewehrt. Die Beamten hatten dabei zugegeben, insbesondere nichtweiße Reisende zu kontrollieren. Der Student hat mittlerweile die Anzeige wegen Beamtenbeleidigung in zweiter Instanz erfolgreich abwenden können.

Nun berichtet die Frankfurter Rundschau über einen Fall von fortgesetzter polizeilicher Gewalt gegenüber einen erwachsenen Adoptierten äthiopischer Herkunft. Die Geschichte ist atemberaubend und schockierend. Sie beginnt mit einer Fahrscheinkontrolle in der U-Bahn und endet mit einem Aufenthalt im Krankenhaus. Es ist Derege Wevelsiep hoch anzurechnen, dass er den Fall öffentlich macht und rechtlich gegen das Verhalten der Polizei wehrt.   

Montag, 5. November 2012

Offener Brief an diejenigen, die mit Adoptionen aus Äthiopien zu tun haben

Dina McQueen hat auf Huffington Post einen offenen Brief an die äthiopische Adoptionscommunity veröffentlicht. Er endet mit den harschen Worten, dass viele Adoptiveltern das führende Personal einiger Vermittlungsstellen gerne im Gefängnis sehen würden...

"I am an adoptive mother of one Ethiopian-born girl. I also am a writer with a passionate belief that in order for our planet to survive, all children, everywhere, need to be provided with the opportunity to go to school. In a utopian world, all children would remain with their families of origin and receive an education through college, if this was their desire. But the current state of the planet being what it is -- with commerce and acquisition taking priority over education and environmental protection -- often, especially in Africa and Asia, this means governments providing assistance for their country's children through international adoption.

I love my daughter. I love her birth country and the people of Ethiopia. I love my daughter's birth mother for possessing the courage and faith to trust that the baby she gave life to would have opportunities she could not provide, opportunities that would impart a level of health, safety, and education her child would need to thrive in this often very challenging world. Our daughter's first mother handed her infant to somebody who most likely promised her that the American couple who would become the baby's parents would be able to give her a better life.

The things that I discovered after the fact, so to speak, about our daughter's background are enough to make even the strongest woman crumble. Though other Ethiopian adoption "stories" I have heard are surely more heart breaking than ours, whenever a child is presented to potential future parents with assurance that they are being given all of the available "facts," only to find out weeks, months, or years after the adoption is final, that little of the truth was actually disclosed, well...

We used a small agency to assist us in the delivery of our daughter. I described our adoption process "ordeal" in my book, Finding Aster -- Our Ethiopian Adoption Story. (Names throughout the book were changed.) In the Epilogue, written August 2010, I predicted a little bit of what eventually happened with Ethiopian adoption procedures the following March, 2011. A mother's intuition, a journalist's inner eye, or whatever; I knew there was not a chance in this crazy world that we were the only ones to suffer from American adoption agencies not telling adoptive parents all that they knew, or could know with a little bit of leg work. Something in the system would surely have to change.

For a while, adoptions slowed to nearly a halt. Policies were given an overhaul. Unfortunately, this turned out to be for the better. Why unfortunately? One: because now children would remain institutionalized far longer than necessary; or, far longer than necessary if transparency, honesty, and the children's best interests were top priority. Two: because now adoption agencies would work even harder to hide what they knew, or could know, in order to quicken the process and promise potential adoptive parents unrealistic wait times. Money being a motivating factor in the business of international adoption, the children, it seems, often end up becoming a mere commodity, with no regard to the fallout of lying to one human being, about another human being's background, existence, and/or circumstances.

Though my words here may seem vague, in the end I write to share the truth. I write with the intention to bring light into dark places and hope where there may be despair. Many adoptive parents, birth parents, and adopted children, too many, really, have suffered as a result of various agencies lying about the adoptive children's social history. Everybody ends up losing this game of deceit that only one party agreed to play.

Many adoptive mothers of Ethiopian-born children "chat" in private online venues and express strong desires to see heads of adoption agencies imprisoned. We mothers continue to feel angry and saddened every time a new story further illustrates what sometimes transpires to get a child out of Africa."