Mittwoch, 27. November 2013

Rassismus in Schulbüchern - Offener Brief an den Beltz Verlag und Antolin

Sehr geehrte Damen und Herren,
meine zehnjährige Tochter liest zurzeit in ihrem Deutschunterricht das Buch Katzensprünge von Heike Brandt. In dem Buch geht es um Kinder mit rassistischem Gedankengut  - wahrscheinlich in aufklärerischer Intention. Die Autorin läßt von Beginn an die Kinder so reden, wie es ihnen in den Sinn kommt. Da sind Türken "Kanaken" und schwarze Kinder "schwarze Ratten". Auf Seite 212 gibt es dann einen Dialog, in dem zwei Kinder sich einen Witz erzählen: "Was ist schwärzer als ein N...? " Antwort: "Ein verkohlter N....."

Mir blieb bei der Lektüre dieser Stelle die Luft weg. Meine Tochter ist schwarz und hat bislang in ihrem Leben glücklicherweise sehr wenig an offenem Rassismus erfahren. Hier begegnet sie ihm in geballter, ungefilterter und zudem brutaler Form. Sie wusste vorher nicht, dass man Kinder türkischer Abstammung "Kanaken" nennen kann, dass man den Begriff "Arschloch", den sie nicht in den Mund nehmen darf, aber im Kinderbuch verwenden kann und schon gar nicht, dass es scheinbar heute in Berlin-Kreuzberg Kinder gibt, die Menschen mit anderer - ihrer - Hautfarbe verbrennen wollen.
Ich bin entsetzt, dass dieses Buch - egal was seine Absicht ist - im Schulunterricht verwendet wird. Mir ist nicht klar, was man mit dieser Sprache bezweckt, außer man will den Kindern bei der Formulierung rassistischer Gedanken und Sprache behilflich sein.
Ich fordere den Beltz Verlag und Antolin auf, das Buch aus ihrem Bestand zu nehmen. Es darf heute rassistisches Gedankengut auch unter der Überschrift der Thematisierung von Rassismus nicht in dieser Form und dieser Brutalität über Grundschulkinder ausgeschüttet werden.

Mit freundlichem Gruß

7 Kommentare:

  1. Dem kann ich mich nur anschließen. Wie können andere diesen Offenen Brief mit unterschreiben?
    J.Bae

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  2. Ich würde einfach eine mail mit dem Inhalt an antolin und den Beltz Verlag schicken.

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  3. Danke, für die Warnung. Das Buch werden wir nicht lesen.

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  4. Ich bin wirklich schockiert und schließe mich sofort an!
    Auch wenn die Absicht ursprünglich wohlwollend waren, ist es - meiner Meinung nach - ein "Schuß nach hinten". Wie bei dem Kinderbuch von Astrid Lingren " Pipi Langstrumpf" wird für betroffene Kinder die Wirkung zerstörerischer sein als unterhaltend: Kinder lernen Schimpfwörter, rassistische Ausdrück und bekommen den Kopf voll von rassistischen und diskriminierenden Klischeen - speziell über die dunklen Völker und Afrika. Danach machen sich die Kinder bzw. die SchülerInnen, die im Grunde manipuliert wurden, es sich zum Jux, ihre nicht kaukasichen MitschülerInnen und KameradInnen zu beleidigen! Die darauf unvorbereitete Lehrkraft reagiert dann sehr oft inadäquat und erfühlt somit ihren Schutzauftrag nur zum Teil. Die ahnungslose Eltern können oft auch nicht entgegenwirken...
    Dies sollten sich die Antidiskriminierungsstellen näher anschauen und dementsprechend handeln.

    MLS (Ambulante Erziehungshilfe)

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  5. Danke für den Hinweis. Ich werde mich an unsere Antidiskriminierungsstelle wenden. Der Verlag hat sich übrigens auf den Brief nicht zurückgemeldet.

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  6. es gibt gerade einen offenen Brief “stoppt rassistische Schulbuchinhalte” an weitere Schulbuchverlage:

    http://isdonline.de/offener-brief-an-die-schulbuchverlage-westermann-schroedel-diesterweg-schoningh-winklers-gmbh/

    http://blog.derbraunemob.info/2013/12/03/offener-brief-an-die-schulbuchverlage-westermann-schroedel-diesterweg-schoeningh-winklers-gmbh-stopt-rassistische-schulbuchinhalte/

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  7. Hallo HL! In der Regel antworten Verlage nicht auf solche Briefe. Ich habe auch schon hin und wieder solch einen Brief an einen Verlag geschrieben, wenn ich Rassismus in Kinderbüchern begegnet bin und habe nie eine Reaktion bekommen. Es ist schon erschreckend wie das einfach ausgesessen wird.

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