Mittwoch, 30. September 2015

Eltern für Afrika stellt Vermittlung aus Äthiopien ein

Es wurde jetzt bekannt, daß Eltern für Afrika zum 31.08.2015 die Vermittlung von Kindern aus Äthiopien eingestellt hat. Auch in der Schweiz wird es ab Ende des Jahres keine Vermittlungen aus Äthiopien mehr geben. In anderen afrikanischen Ländern sind Auslandsadoptionen heftig umkämpft. Im Kongo hat ein Ausreisestop für bereits adoptierte Kinder zu schwierigen Situationen für die Familien geführt. Das amerikanische Außenministerium rät von Adoptionen aus dem Kongo ab.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Die Debatte ist vorbei

Vor dem Hintergrund der Austrahlung des Films "Die Adoption" in der ARD gestern abend möchten wir auf unseren blogpost "mercy, mercy" hinweisen, der nichts an Aktualität eingebüßt hat. "Mercy, mercy" ist mit Abstand der am meisten gelesene und kommentierte Beitrag auf unserem Blog. Der Film berührt und verstört.

Unabhängig von der Ausstrahlung des Films hat David Smolin einen neuen Beitrag über die Situation in den USA veröffentlicht, der auch unserer Wahrnehmung entspricht: "Die Debatte ist vorbei". Sie wurde nicht mit Argumenten entschieden sondern mit Zahlen. Weltweit sinken die Zahlen internationaler Adoptionen. Ideologische Grabenkämpfe verkümmern angesichts der veränderten Praxis. In Deutschland wurde keine Debatte über die Praxis der Auslandsadoption geführt, sondern die Vermittlungsstellen finden sich mit den geänderten Realitäten ab. Manchmal muss niemand überzeugt werden, um Missstände zu verändern. Vielmehr wehren sich die Herkunftsländer gegen die Ausbeutung der Kinder und lassen den Adoptionsstrom versiegen. Das ist gut so.

Sonntag, 15. März 2015

Das Mädchen Hirut

Das Mädchen Hirut ist ein Film über Gewalt gegen Frauen in Äthiopien, über starke Mädchen und Frauen und den Konflikt zwischen Tradition und den fundamentalen Rechten von Frauen. Er spielt in Äthiopien in den neunziger Jahren und basiert auf einer wahren Begebenheit. Das Mädchen Hirut, das mit seiner Familie auf dem Land lebt, wird auf dem Weg von der Schule nach Hause von einer Gruppe junger Männer entführt. Anführer der Gruppe ist ein Mann, der sie zur Heirat zwingen möchte. Sie halten sie versteckt und ihr Entführer vergewaltigt sie. Entführungen waren früher ein akzeptiertes Mittel der Eheschliessung in Äthiopien und wurden nicht bestraft. Sie kommen heute noch in Zentralasien vor.

Hirut kann sich befreien und erschiesst auf der Flucht in Notwehr ihren Peiniger. Sie kommt in Haft und wird des Mordes angeklagt. Die Dorfältesten beschliessen, sie aus dem Dorf zu verstossen. Die Anwältin und Frauenrechtlerin Meazza Ashenafi hört von dem Fall und übernimmt die Verteidigung. Dabei kämpft sie gegen tradierte Formen der Gewalt und die Realität des Lebens im Dorf. Der Film gibt tiefe Einblicke in das ländliche Leben in Äthiopien, in die Familie von Hirut und ihre Wünsche und Ängste. Äthiopienkennern werden viele Bilder bekannt vorkommen.

Die Geschichte von Hirut hat nichts mit Adoptionen zu tun, aber sie erinnert an das Schicksal vieler junger Frauen, die von Vergewaltigungen schwanger werden, ihre Dörfer verlassen müssen und später ihre Kinder abgeben.

Der Film von Zeresenay Berhane Mehari berührt. Er gewann den Publikumspreis der Berlinale und ist seit dieser Woche im Kino zu sehen.  Einen trailer und weitere Informationen findet man hier.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Arbeitskreis „Abstammungsrecht“ nimmt Arbeit auf

Der Arbeitskreis soll der Frage nachgehen, ob das geltende Abstammungsrecht aktuelle Lebensrealitäten noch adäquat abbildet und ob die derzeitige gesetzliche Regelung nach verschiedenen gesetzgeberischer Einzelmaßnahmen der letzten Jahre noch stimmig ist.
Moderne Familienkonstellationen stellen uns vor neue Herausforderungen – gerade auch im Abstammungsrecht. Ist die Abstammung eher an die biologische oder an die soziale Vaterschaft anzuknüpfen? Muss man das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft bei Samenspenden gesetzlich zu regeln? Sollte es spezifische abstammungsrechtliche Regelungen für eine gleichgeschlechtliche Elternschaft geben? Das Abstammungsrecht, das die Zuordnung eines Kindes zu seinen Eltern regelt, ist für viele Rechtsfragen von enormer Bedeutung. An die Abstammung knüpft das Namensrecht, ebenso wie das Staatsangehörigkeitsrecht, das gesetzliche Erbrecht und das Unterhaltsrecht an.

Der Arbeitskreis ist interdisziplinär aus elf Sachverständigen der Bereiche Familienrecht, Verfassungsrecht, Ethik und Medizin bzw. Psychologie zusammengesetzt. Den Vorsitz führt die frühere Vorsitzende Richterin des für das Familienrecht zuständigen XII. Senats des Bundesgerichtshofs, Frau Dr. Meo-Micaela Hahne. Daneben werden Vertreter betroffener Bundesministerien sowie Vertreter einiger Landesjustizministerien an den Sitzungen teilnehmen.

Der Arbeitskreis wird in den nächsten zweieinhalb Jahren regelmäßig zusammentreten. Die in der Zeit erarbeiteten Kenntnisse werden eine wertvolle Hilfe sein bei der Prüfung der Frage, ob konkreter gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht und wie er ggf. umgesetzt werden soll.

Die Pressemeldung des Verbraucherministeriums vom 9.2.2015 findet man hier

Samstag, 31. Januar 2015

Kenia stoppt Auslandsadoptionen

Kenia hat Ende November 2014 alle Auslandsadoptionen gestoppt. Einen Beitrag dazu findet man auf Inforadio

Mittwoch, 21. Januar 2015

Warum eine Generation Adoptierter nach Südkorea zurückkehrt

Das New York Times Magazin  hat eine interessante Reportage über zurückgekehrte Adoptierte nach Südkorea veröffentlicht. Südkorea war über Jahrzehnte eines der Hauptsendeländer von international adoptierten Kindern. Erst 2012 wurde das Adoptionsrecht modernisiert. Seitdem fallen auch die Adoptionszahlen in Südkorea. 

Adoptierte aus Südkorea gehören daher auch zu der älteren Generation international Adoptierter. Heute kehren zunehmend erwachsende Adoptierte in ihr Heimatland zurück. Mittlerweile gibt es mehrere Hundert erwachsene Adoptierte in Seoul. 

"Korea ist Heimat", sagt eine Adoptierte. "Aber auch eine, in der ich mich nicht zu 100% wohlfühle." Korea ist vor allem auch frei von Rassismus, dem sie in der weißen amerikanischen Gesellschaft ausgesetzt sind. "In den USA fühlte ich meine Hautfarbe, hier fühle ich mein Geschlecht." Wenn sie kein koreanisch sprechen, sind sie Außenseiter in Korea, obwohl sie sich äußerlich nicht von den anderen unterscheiden. Sie leben an einem dritten Ort: asiatisch, westlich, weiß, adoptiert, anders. 

Donnerstag, 1. Januar 2015

Prinz Alemayehu

Prinz Alemayehu war der Sohn von Kaiser Theodor II von Abessinien (ca. 1820 bis 1868). Kaiser Theodor war ein Modernisierer des Landes, jedoch innenpolitisch umlagert und insbesondere unter Druck von der orthodoxen Kirche in Abessinien und Ziel von Angriffen islamischer Einflüsse. Kaiser Theodor bat Königin Viktoria von England um Hilfe. Diese liess jedoch seinen Hilferuf unbeantwortet (wahrscheinlich auch, weil die Briten seinen Brief nicht lesen konnten). Aus Enttäuschung darüber bestrafte Kaiser Theodor die Briten, in dem er erst den britischen Missionar Henry Aaron Stern in Ketten legen liess und später den britischen Konsul inhaftierte. All dies führte zu einer Strafexpedition der britischen Armee nach Äthiopien und die Schlacht um Magdala 1868. Die Äthiopier waren den Briten hoffnungslos unterlegen. Theodor nahm sich das Leben; seine zwei Frauen überlebten.

Sein Sohn Prinz Alemayehu war bei der Schlacht von Magdala 7 Jahre alt. Die britische Armee brachte ihn nach England, wo er zunächst von einem Offizier der Armee, Captain Speedy, erzogen wurde. Königin Viktoria nahm regen Anteil an seinem Schicksal. Die britische Regierung verfügte, dass er eine Offiziersausbildung erhalten sollte und schickte ihn dafür nach Sandhurst. Nach einer für ihn furchtbaren Zeit in Sandhurst und den zunehmenden Schwierigkeiten eines äthiopischen Offiziersanwärters in der britischen Armee ging er nach Leeds, wo er im Alter von 18 Jahren wahrscheinlich an Tuberkulose starb.

Die  BBC hat in ihrer Reihe Great Lives ein Portrait von Prinz Alemayehu produziert. Gesprächspartner im Studio sind Elizabeth Laird und Lemn Sissay. Elizabeth Laird ist für ihre Sammlung äthiopischer Erzählungen bekannt und hat selbst ein Kinderbuch über Alemayehu geschrieben. Das Buch "The Prince who Walked with Lions"ist die traurige Geschichte eines äthiopischen Jungen in der Kälte englischer Privatschulen. Lemn Sissay ist ein englischer Dichter. Er wurde von seiner äthiopischen Mutter in England geboren und in Pflege gegeben. Er wuchs bei streng religiösen Pflegeltern auf, die ihn im Alter von 12 Jahren in ein Kinderheim gaben und danach nie wieder mit ihm Kontakt hatten. Als er mit 18 Jahren seine Akten lesen konnte, fand er Briefe seiner Mutter, die ihn vergeblich zurück forderte.

In ihrem Blog Light of Days Stories nennt Maureen McCauley Evans Prinz Alemayehu das erste Adoptivkind aus Äthiopien (obwohl er nie offiziell adoptiert wurde). Sein Schicksal und früher Tod ist ein Symbol für das Verlorensein zwischen zwei Welten. Das Portrait der BBC ist hörenswert.